Was versteht man eigentlich unter „Plastischer Chirurgie“?
Exkurs in die Geschichte
Die Plastische Chirurgie ist ein seit jeher faszinierendes chirurgisches Fachgebiet, dessen Ursprünge bis auf die Anfänge der Medizin an sich zurückreichen. So taucht bereits in der Indischen Ayurweda (Sushruta Epos, zw. 1200 und 700 vor Christus), einem Lehrbuch über schwere chirurgische Operationen, erstmals der Begriff der Rhinoplastik (Nasenoperation) auf. Die sog. „Indische Methode“ beschreibt ein Verfahren zur Wiederherstellung der Nase nach Verlust (damals war die Nasenamputation eine der gesetzlichen Strafen für Verbrecher oder Ehebrecher/-innen und Kriegsgefangene, so dass die Wiederherstellung der Nase von großer Bedeutung war). Dabei wird mit einem sog. Stirnlappen, der einen blutversorgenden Gefäßstiel enthält, eine neue Nase geformt.
Plastische Chirurgie als eigenes Fachgebiet
Wiederherstellende Operationen werden auch in anderen chirurgischen Disziplinen, aber meistens regional auf eine Körperregion oder Organsysteme begrenzt, durchgeführt. Im Zuge der zunehmenden Spezialisierung in der modernen Medizin und infolge der rasanten Entwicklung immer neuer Rekonstruktionsverfahren und –Techniken wurde das Fach Plastische Chirurgie 1995 zu einem eigenständigen Fachgebiet mit mindestens sechsjähriger Weiterbildungszeit.
Es beschäftigt sich allgemein gesagt mit der Wiederherstellung und der Verbesserung von Form und Funktion sowohl der Körperoberfläche als auch der Wiederherstellung von funktionellen Organdefekten und Funktionssystemen. Da auch Altersveränderungen und störende Körperverformungen mithilfe moderner Methoden korrigiert werden können (Aesthetisch-Plastische Chirurgie) und seit jeher zum Aufgabenbereich der Plastischen Chirurgie zählen, wurde aus Gründen der Qualitätssicherung in Bayern die Berufsbezeichnung „Facharzt für Plastische und Aesthetische Chirurgie“ im August 2004 eingeführt, die nach einer entsprechenden Facharztprüfung bei der Ärztekammer erworben werden kann. Damit wurde für Patienten erstmals eine Möglichkeit geschaffen, sich über die Qualifikation von Plastisch-aesthetisch tätigen Ärzten ein Bild zu beschaffen. In einer zusätzlichen 3-jährigen Ausbildung können die Fachärzte für Plastische und Aesthetische Chirurgie nach dem Abschluss Ihrer Weiterbildung am Universitätsklinikum Erlangen auch noch die Zusatzbezeichnung Handchirurgie, welche ein Teilgebiet darstellt, erwerben.
Die Einstellung zur Wiederherstellung verlorener Körperteile und –funktionen hat sich heutzutage erfreulicherweise drastisch verändert. Jeder Mensch hat ein Recht auf ein glückliches Leben mit einem unversehrten und funktionierenden Körper - und die moderne Medizin kann heute sehr viel dazu beitragen. Mussten Menschen früher damit leben, dass einzelne Körperteile durch Unfälle, Krankheiten, aber auch durch angeborene Fehlbildungen deformiert waren, so kann heute die Plastisch-Rekonstruktive Chirurgie oftmals Form und Funktion wieder herstellen. Dafür wurden besondere Operationstechniken entwickelt. Eine Vielzahl neuer Techniken und Methoden, wie z.B. die Mikrochirurgie und die Endoskopischen Verfahren, wurden besonders in den letzten Jahren entscheidend geprägt und weiterentwickelt. Sie tragen dazu bei, dass man heutzutage Plastisch-chirurgische Operationen besonders schonend und präzise durchführen kann.
Solche Verfahren erlauben es zum Beispiel, Gewebe zu dehnen, zu verschieben oder – einschließlich von Haut, Muskeln, Sehnen und Gefäßen – mikrochirurgisch zu verpflanzen. Auch der plastische Aufbau von verlorenem Gewebe und die Rekonstruktion von Nerven- und Gewebestrukturen sind dank der chirurgischen Kunst oftmals realisierbar und ermöglichen den Tumor- und Unfall-Patienten die Rückkehr zu einem weitestgehend "normalen" Leben.